TOP 4 : Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung und Entschuldung
Kommunales
TOP 4 : Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung und Entschuldung
Dieser TOP markiert ein höchst unerfreuliches Kapitel in unserer Gemeindepolitik:
Es geht darum, die erhebliche Schieflage unseres Gemeindehaushalts zu reparieren, zumindest mit der Reparatur zu beginnen.
Diese Schieflage drückt sich aus in einer weit überdurchschnittlichen Verschuldung und einem hohen Defizit im lfd. Etat: 6 Mio Ausgaben stehen nur rd. 5 Mio. Einnahmen gegenüber, also für jeden 6. Euro, den wir ausgeben, gibt es keine Deckung.
Was sind die hauptsächlichen Ursachen?
- Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer sind gesunken.
- Zum anderen hatten wir große Investitionen in den letzten Jahren, für die höhere Kredite aufgenommen werden mussten, als die Gemeinde verkraften kann. Allerdings ist dabei durchaus auch großzügig geplant worden. Ich erinnere z.B. an das - gegen unseren Willen - von der Mehrheitsfraktion der CDU beschlossene recht üppige Raumprogramm der neuen Mehrzweckhalle.
- Aber auch bei den lfd. Ausgaben haben der Ortsbürgermeister und die Mehrheitsfraktion wenig Sparwillen gezeigt: Als Beispiel nenne ich die zusätzliche Stelle des Bauhof-Leiters, auch gegen unsere Stimmen beschlossen.
Natürlich ist es verführerisch, locker mit dem Geld der Steuerzahler umzugehen, wenn, wie im Jahre 2008, die Einnahmen aus der Gewerbesteuer mit rd. 2,8 Mio € außerordentlich hoch waren.
Der Landrat als Aufsichtsbehörde hat nun gemeint, dass die Gemeinde Mudersbach so nicht mehr weiter wirtschaften darf. Deshalb fordert er,
- dass die Gemeinde jährlich mit etwa 14 000 € Eigenmittel am sog.
kommunalen Entschuldungsfonds teilnehmen muss;
- dass die Gemeinde darüber hinaus zur allgemeinen Konsolidierung des Haushalts eine Summe von mind. 200.000 Euro jährlich erwirtschaften muss, und zwar durch Einsparungen und Erhöhung der Einnahmen.
Die Aufsichtsbehörde hat dazu der Gemeinde recht konkrete Vorgaben gemacht, in meinen Augen zu konkret, wenn man unter dem Wort ‚Selbstverwaltung‘ auch die Möglichkeit versteht, den Gemeindehaushalt weitgehend selbst zu gestalten
Kernpunkt dieser Vorgaben ist eine saftige Erhöhung der Grundsteuer B um 40 Prozentpunkte, eine Erhöhung, die ich in diesem Ausmaß in den 23 Jahren meiner Ratszugehörigkeit noch nicht erlebt habe.
Aber: Die Aufsichtsbehörde sitzt hier am stärkeren Hebel nach dem Motto: Bist du nicht willig, dann erhältst du keine Landeszuschüsse mehr für größere Investitionen, denn deine Finanzlage ist so schlecht, dass ein weiteres größeres Schuldenmachen nicht mehr verantwortet werden kann.
Im Prinzip hat der Landrat ja Recht, auch wenn einem das nicht gefällt.
In unserer Fraktion haben wir die Frage der Steuererhöhung kontrovers diskutiert, das will ich nicht verschweigen.
Und das auch vor dem Hintergrund, dass die Erhöhung der Grundsteuer B mit jährlich zwischen 30 und ca. 100 € je Hauseigentümer die gleichen Steuerzahler trifft, die auch den wiederkehrenden Straßenbeitrag zu zahlen hätten, wenn er denn eingeführt würde.
Und da hatte ich erwartet, dass der Ortsbürgermeister in der EinwohnerVersammlung, die ja nur 6 Tage zurück liegt, wenigstens andeutungsweise darüber informiert hätte, dass neben dem WKB auch noch die Steuererhöhung kurzfristig ansteht, zumal zu diesem Zeitpunkt die Tagesordnung für die heutige Ratssitzung mit dem Punkt Haushaltskonsolidierung schon bekannt war und der Haupt- und Finanz-Ausschuss eine entsprechende Empfehlung gegeben hatte.
Aber leider (das hat die EinwohnerVersammlung gezeigt) hat der Ortsbürgermeister offenbar ein Problem , wenn es darum geht, die Bürgerinnen und Bürger über unangenehme Dinge rechtzeitig, offen und ehrlich, umfassend und wahrheitsgetreu zu informieren.
Nach dem Eklat am vergangenen Dienstag dürfte wohl jedem klar geworden sein, dass auch in der Kommunalpolitik mit der 3-T-Methode „Tricksen, Täuschen und Taktieren“ nichts mehr zu machen ist.
Die Leute lassen sich das einfach nicht mehr gefallen! Und das ist gut so!
Und da hilft es auch nichts, wenn verzweifelt Erklärungen zur Rechtfertigung nachgeschoben werden, die glaubt sowieso kein Mensch mehr.
Unsere Fraktion wird voraussichtlich zu dem TOP 4: „Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung und Entschuldung“ unterschiedlich abstimmen.
Ich werde mich der Stimme enthalten, weil ich, wie erwähnt, zur Frage der Steuererhöhung die nötige Transparenz im Vorfeld vermisse und weil ich der Meinung bin, dass eine Erhöhung der Grundsteuer B anstatt um 40 nur um 20 Prozentpunkte angemessen und ausreichend wäre.
Ich beantrage deshalb, über den Punkt „Grundsteuer B“ getrennt abstimmen zu lassen.
Karl-Heinz Haepp
Sprecher der SPD-Fraktion